Die Waschnuss ist nur ein Bestandteil eines ganzen „Baukastens“, der je nach Bedarf individuell zusammengestellt werden muss. Er besteht aus 4 Hauptkomponenten: Waschnuss, Bleichmittel, Fleckenmittel und Wasserenthärter. Diese Komponenten werden je nach Bedarf eingesetzt: sind große, schwierige Flecken in der Wäsche, müssen sie vorbehandelt werden. Hat die Wäsche keine Flecken, ist aber verschwitzt, kann auf diese Behandlung verzichtet werden. Stattdessen kann es sinnvoll sein, Hausmittel wie Natron zu verwenden, um Keime abzutöten.
Ein herkömmliches Waschmittel enthält grundsätzlich alle Bestandteile (und noch viel mehr) dieses Baukastens, egal ob nötig oder nicht. Das heißt auch, dass – völlig egal, wie der Zustand der Wäsche ist – alle Substanzen des Waschmittels in Wäsche und Wasser gelangen und die Umwelt belasten. Deine Wäsche ist nur verschwitzt? Völlig egal, trotzdem immer her mit dem herkömmlichen Waschmittel und mit Enzymen, Konservierungsstoffen, optischen Aufhellern, Schaumregulatoren und Paraffinölen! (Und das ist nur eine Auswahl an „Zutaten“ im klassischen Waschmittel…) Dabei wären etliche dieser Zutaten eigentlich gar nicht nötig gewesen.
Da Stiftung Warentest ja genau die mangelnde Strahlkraft der Weißwäsche (bzw. das Vergrauen derselben) kritisiert, lohnt sich ein Blick auf die Substanzen, die die Wäsche so hübsch blütenweiß machen. Klassisches Waschmittel enthält Bleichmittel und optische Aufheller. Die modernen Bleichmittel sind hinsichtlich ihrer Umweltschädlichkeit und Verträglichkeit kein besonderes Problem mehr. Anders sieht das bei den optischen Aufhellern aus, die genau für das „strahlende Weiß“ verantwortlich sind. Sie sind schlecht biologisch abbaubar und können sich daher in bedenklichem Umfang in der Umwelt akkumulieren. So gelangen sie am Ende auch ins Trinkwasser. Damit nicht genug: es gibt mittlerweile ernstzunehmende Hinweise, dass sie bei direktem Hautkontakt schädlich sind. Vor diesem Hintergrund sollte man sich sehr genau fragen, ob der Schaden hierdurch nicht viel größer ist als der Nutzen.
Wir waschen mit Süßwasser – ist es da wirklich so eine gute Idee, alle diese Substanzen völlig unnötigerweise in diese wertvolle, nur begrenzt vorhandene Ressource gelangen zu lassen? Natürlich ist das „klassische“ Waschmittel komfortabler. Du musst nicht nachdenken: einfach den Becher mit Waschmittel in das Waschmittelfach schütten, Knöpfchen drücken, fertig. Beim Baukasten Waschnuss dagegen musst du dir überlegen: ist die Wäsche wirklich so dreckig, dass ich Fleckensalz brauche? Will ich einen Duft in der Wäsche haben? Welche Wasserhärte habe ich?
Alles das und noch viel mehr kannst du beim Waschen mit der Waschnuss selbst entscheiden. Du magst gerne Lavendelduft? Kein Problem, gib etwas ätherisches Lavendelöl in das Weichspülfach. Die Wäsche ist sehr schmutzig? Auch kein Problem, behandle die Flecken mit etwas Natron oder Essigessenz. Das Wasser ist sehr hart? Kein Ding, auch hier hilft Essigessenz. Übrigens: Wenn du nicht weißt, wie hart dein Wasser ist, kann dir normalerweise dein Wasserversorger Auskunft geben.
Wenn man – so wie Stiftung Warentest es getan hat – die Waschnuss alleine gegen ein herkömmliches Color-Waschmittel antreten lässt, dürfte dem denkenden Menschen klar sein, dass die Waschnuss den Vergleich nur verlieren kann. Nur eine einzige Komponente des Baukastens zu verwenden, obwohl weitere Komponenten nötig wären ist, als würde man ein Wettrennen zwischen einem Auto mit einem Rad und einem Auto mit allen 4 Rädern durchführen. Hier ist jedem klar: das Auto mit nur einem Rad verliert. Die Waschnuss ist alleine nicht für Weißwäsche oder zur Fleckentfernung geeignet, sondern benötigt Zusätze, die du aber zum einen selbst auswählen kannst und sie zudem nach Bedarf verwenden kannst.
Wenn du alles das beachtest, ist die Waschnuss eine hervorragende, ökologisch sinnvolle Alternative zu klassischem Waschmittel. Und sollten uns unsere eigene Gesundheit und die Gesundheit unserer Umwelt nicht die paar Minuten wert sein, die man für das Waschen mit Waschnüssen länger braucht?
Wenn du dich noch mehr für das Thema ökologisches Waschen interessierst, findest du beim Umweltbundesamt noch interessante Informationen zu den Inhaltsstoffen in herkömmlichen Waschmitteln und spannende Tipps zum nachhaltigeren Waschen.