So gut ist Rohkost wirklich: Das sind die Vorteile und Nachteile
Die rohköstliche Ernährung boomt und lockt mit vielen Versprechen. Aber: Welche davon stimmen wirklich – und welche sind gefährliches Halbwissen? Hier erfährst du genau das, was du wissen musst: (Fast) alle Vorteile und Nachteile von Rohkost.
Vorteile von Rohkost: Warum du mehr Rohkost essen solltest
Die Folge des Rohkost-Booms: Eine Menge Influencer, die dich dazu bewegen wollen, nichts zu essen, was über 42 Grad erhitzt wurde, um von zahlreichen Vorteilen zu profitieren. Diese Aussagen haben wir für dich zuerst unter die Lupe genommen.
Rohkost: Du bekommst mehr Nährstoffe
Die DGE empfiehlt nicht umsonst, täglich Obst & Gemüse in den Speiseplan zu integrieren. Wenn du dein Gemüse kochst, zerstörst du leider einen Teil der Nährstoffe, denn einige wichtige Vitamine reagieren ziemlich empfindlich gegenüber Hitze. Deswegen schenkt dir Rohkost mehr Vitamine – perfekt für eine gesunde Ernährung! Keine Sorge, das bedeutet nicht, dass du ab heute nur noch Rohkost essen musst. Verstehe sie lieber als zusätzlichen Booster, denn auch mit gekochten Mahlzeiten kannst du deinen Bedarf an Spurenelementen und Vitaminen problemlos abdecken.
Bedenke außerdem: In Rohkost sind nicht alle Nährstoffe enthalten, die du benötigst. Oder anders gesagt: Manche Lebensmittel, die reich an bestimmten Inhaltsstoffen sind, kannst du nicht roh verzehren – Hülsenfrüchte zum Beispiel.
Rohkost: Du ernährst dich unglaublich naturnah
Keine Ernährungsweise könnte naturnäher sein als die rohköstliche Ernährung. Vor allem, wenn du hier viel auf frisches Obst und Gemüse setzt. Aber auch Fertig-Rohkostprodukte überzeugen durch ihre Natürlichkeit. Nichts wird über 42 Grad erwärmt und andere Prozesse, die bei der konventionellen Herstellung üblich sind, fallen aus. Trotzdem spricht nichts dagegen, Rohkost mit gekochten Speisen zu ergänzen.
Rohkost: Du isst abwechslungsreicher, als du denkst
Wenn du Rohkost hörst, woran denkst du dann? An Salate und Smoothies? Damit hast du zwar recht – aber Rohkost endet an dieser Stelle noch lange nicht. Du kannst dir ganze Hauptgerichte oder sogar Kuchen und Desserts zaubern: Wie wäre es mit einer bunten Tarte oder cremigen Törtchen? Alles kein Problem. Auch Suppen, Gemüse-Pasta oder Lasagne können auf deinem Speiseplan stehen. Natürlich etwas anders, als du sie kennst, aber genauso lecker!
Glaubst du nicht? Dann schau her: Probiere doch mal ein leckeres Müsli mit unseren angekeimten Haferflocken mit Kakao Nibs für einen crunchy Start in den Tag. Oder bereite dir rohköstliche Haferkekse mit Kokosmus oder Kakaobutter zu, die du mit fruchtigen Berberitzen verfeinerst. Auch rohköstliche Marmelade aus frischem Obst ist dank Chia-Samen möglich, oder du bereitest dir einen schokoladigen Chia-Pudding mit frischen Beeren zu. Nur du kannst deiner Phantasie hier Grenzen setzen.
Nachteile von Rohkost: Warum 100 Prozent Rohkost vielleicht nicht das Richtige für dich ist
Nichts im Leben hat nur Vorteile. Und damit du eine gute Entscheidung treffen und dir eine Meinung bilden kannst, brauchst du auch Informationen über die Schattenseiten von Rohkost. Diese beziehen sich vor allem auf einen Speiseplan, der zu 100 Prozent aus rohen Lebensmitteln besteht. Mischköstler sind hier weniger bis gar nicht betroffen.
Vielleicht verträgst du Rohkost nicht so gut
Manchen Menschen liegt Rohkost schwer im Magen – vor allem zu viel Obst und Gemüse. Es folgen teilweise Magenschmerzen oder Völlegefühl. Wenn solche Symptome bei dir auftauchen, lohnt sich ein genauerer Blick: Wie schnell hast du die Ernährungsumstellung durchgezogen? Eine radikale Umstellung von, beispielsweise, einer Ernährung mit viel Fleisch auf viel rohes Obst und Gemüse, kann solche Probleme verursachen. Die Ursache? Deine Darmbakterien sind darauf ausgerichtet, besonders tierische, eventuell hochverarbeitete Lebensmittel zu zersetzen. Dementsprechend sind andere Bakterien, die rohköstliches Obst und Gemüse verarbeiten, nicht aktiv. Dem kannst du mit einer moderaten Umstellung entgegenwirken.1
Zusätzlich hilft es, Rohkost gründlich zu kauen. So nutzt du die erste Verdauungsstufe aus, um rohköstliches Obst und Gemüse verträglicher zu machen. Solltest du trotz einer langsamen Umstellung weiterhin Probleme beim Verzehr von großen Mengen Obst und Gemüse haben, lohnt sich der Gang zum Arzt: Es könnten auch Anzeichen für eine unentdeckte Fructose-Intoleranz sein. Weiterhin wird eine Rohkosternährung nicht für alle Menschen empfohlen. Nicht empfehlenswert ist eine reine Rohkost-Ernährung „bei Risikogruppen wie Schwangere, Stillende, Kinder und ältere Menschen“.
Dir fehlen manche Nährstoffe
Wer sich nur noch von Rohkost ernährt, nimmt nicht alle nötigen Nährstoffe auf. Oftmals sind die „Vitamine D, B2, B12 und Niacin sowie die Mineralstoffe Zink, Kalzium und Jod nach den Empfehlungen der DGE unzureichend. Bei den Vitaminen A und E sowie Magnesium und Eisen lässt sich eine hohe Zufuhr verzeichnen, die sich aber nicht in den Blutwerten widerspiegelt.“ Auch für den Makronährstoff Protein stellte Carola Strassner 1998 in ihrer Dissertation eine unzureichende Zufuhr fest. Setzt du dich wirklich gut mit deiner Ernährung auseinander, reduzierst du das Risiko von Mangelerscheinungen. Aber: Du solltest wissen, was du tust und teilweise zu Nahrungsergänzungsmitteln greifen.
Du hast mit merkwürdigen Heilversprechen zu tun
Im Internet kursieren die wildesten Geschichten. Manche davon behaupten, dass Rohkost so ziemlich gegen jede Krankheit helfen würde. Natürlich ist rohes Obst und Gemüse super gesund, denn sie versorgen dich mit reichlich Nährstoffen, Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen. Allerdings solltest du solche Heilversprechen lieber nicht ernst nehmen und stattdessen ärztlichen Rat einholen.
Fazit: Die Mischung macht's
Rohkost ist super. Aber mal ehrlich – würdest du den Rest deines Lebens auf deine Lieblingsspeisen verzichten wollen, wie Kaffee oder Pizza? Wahrscheinlich nicht. Du entdeckst ganz bestimmt neue, rohköstliche Rezepte. Trotzdem: Die Mischung macht's. Es gibt gute Gründe, mehr Rohkost in den Alltag einzubauen. Deswegen musst du jedoch nicht völlig auf gekochte Speisen verzichten. Kombiniere sie zu einer besonders abwechslungsreichen und leckeren Ernährung.
1: Strassner, C: Die Gießener Rohkost-Studie: Ernährungs- und Gesundheitsstatus von Rohköstlern unter besonderer Berücksichtigung von Protein und Energie Dissertation Gießen (1998)