Lebensmittelverschwendung – damit ist jetzt Schluss!
21.08.2021
Das Ende der Lebensmittelverschwendung ist gekommen! Endlich ist es geschafft, unsere Lebensmittel landen nun auf dem Teller und nicht mehr im Müll!
Wusstest du eigentlich, dass über 18 Millionen Tonnen an Lebensmitteln jedes Jahr im Müll landen? Und das alles nur in Deutschland! Für das Jahr 2021 wurde somit der 02. Mai der Tag, ab dem wir Lebensmittel für die Teller und nicht für die Tonne produzieren. Das heißt, zumindest statistisch gesehen, könnten wir ganze 4 Monate lang jeden Tag alles wegwerfen, was wir produzieren. Klingt heftig? Ist es auch!
Zeitgleich hungern nämlich rund 1 Milliarde Menschen auf der ganzen Welt. Für uns hier kaum vorstellbar, für fast 1/7 der Weltbevölkerung der normale Alltag. Die vom WWF durchgeführte Studie fand bereits 2015 statt (hier kannst du die Studie lesen). Ob sich wohl in den letzten Jahren etwas getan hat? Ich glaube das kaum.
Die Bundesregierung will bis 2030 die Lebensmittelabfälle im Handel und beim Verbraucher halbieren. Warum gerade hier ansetzen? Bei den Verbrauchern liegt der größte Anteil der Lebensmittelverluste. 50 bis 60 % gehen zusammengenommen auf die Kappe eines jeden von uns. Der Handel wird in die Verantwortung genommen, da er festlegt, welche Mengen in die Regale kommen und ab welchem Zustand diese nicht mehr verkäuflich sind.
Früher hatte ich die romantische Vorstellung, man könne daran doch ganz einfach etwas ändern. Die Firmen sollten einfach nicht mehr so viel produzieren oder das, was zu viel ist, dorthin bringen, wo es gebraucht wird. Mittlerweile arbeite ich bei einem Hersteller für Lebensmittel… und ich habe ganz schnell gelernt, dass es so einfach nicht funktioniert. Mindestabnahmemengen von Rohstoffen und Verpackungen, um den Preis halten zu können; der Großhandel, der von heute auf morgen entscheidet, dass ein Produkt bei ihnen nicht mehr ins Sortiment passt und damit ein großes Loch in den vorberechneten Absatz reißt; eine falsch gelagerte oder gepackte Palette, denn wir sind Menschen und Fehler passieren nun mal; Schädlingsbefall, Probleme in der Lieferkette, falsche Angaben auf der Verpackung, eingerissene Transportsäcke, das im BGB verankerte Verbot, abgelaufene oder unverkäufliche Ware an Mitarbeiter zu verschenken… die Liste ist lang und ungemütlich – und doch kann man nicht viel dagegen ausrichten. Oder?
Zumindest können wir unser Bestes geben, um nicht alles vernichten zu müssen!
Was wir gegen Lebensmittelverschwendung tun
Too Good To Go
Hier bei Govinda sind wir schon etwa 2,5 – 3 Jahre Partner bei der App "Too Good To Go". Unternehmen können hier Überraschungstüten einstellen, die Nutzer können sie zu 1/3 des eigentlichen Preises kaufen und in einem festgelegten Zeitfenster abholen. Wir können so Waren, die dem MHD nahe sind, deren Verpackung Transportschäden erlitten haben oder solche mit falschen Angaben (die wir dann händisch korrigieren) günstiger verkaufen. Too Good To Go nennt das eine „Win-Win-Win“-Situation. Denn wir als Händler kämpfen gegen die Verschwendung von Lebensmitteln und gewinnen gleichzeitig neue Kunden. Die Nutzer der App kaufen gute Waren zu einem günstigen Preis. Letztendlich profitiert davon auch die Umwelt.
Oft länger gut Kampagne von Too Good To Go
Vor etwa 2 Wochen sind unsere neuen Verpackungen für einige unserer glutenfreien Mehle eingetroffen. Diese und möglichst bald alle unsere Produkte werden nun das „Oft länger gut“-Siegel tragen. Eine Initiative von Too Good To Go, um Konsumenten im Umgang mit Lebensmittel und deren Mindesthaltbarkeitsdatum zu sensibilisieren. Denn genau das ist es: Das Datum, bis zu dem das Lebensmittel mindestens haltbar ist. Wenn du ein Produkt bei dir im Schrank findest, das abgelaufen ist, das du aber eigentlich noch verzehren willst, dann kannst du die folgenden Punkte beachten und das Lebensmittel so sensorisch mit deinen eigenen Sinnen prüfen:
- Schauen: Sieht mein Produkt noch gut aus?
- Riechen: Riecht mein Produkt noch gut?
- Probieren: Schmeckt mein Produkt noch gut?
Passt noch alles? Dann guten Appetit!
Wiederverkäufer
Haben wir große Mengen übrig, geben wir diese teilweise auch an Wiederverkäufer, wie z. B. Sirplus oder Motatos. Doch auch kleine Rettermärkte, wie the good food in Köln, sind sehr wichtige Abnehmer von Ware, die nahe am MHD ist (auch MHD-Ware genannt) oder teilweise auch von Ware, die bereits abgelaufen ist.
Foodsharing
Säcke, die Transportschäden davongetragen haben, sind da schon ein größeres Problem: Die Tafel und Foodsharing e.V. nimmt sogar ganze Säcke ab.
Bauern aus der Umgebung
Sollten die Foodsharing Initiativen mal keine Kapazitäten haben, haben wir einige Bauern aus der Umgebung mobilisiert, die ausgewählte Lebensmittel als Tierfutter abnehmen oder sogar als Dünger in die Erde einbringen und so das Wachstum neuer Lebensmittel „ankurbeln“.
Biogasanlage
Erst, wenn wir keine andere Möglichkeit mehr sehen, geben wir unverkäufliche Waren an eine lokale Biogasanlage, so wird zumindest noch auf andere Weise Energie daraus gewonnen.
Tipps für leere Tonnen
Allgemein solltest du beachten, dass nicht nur die Herstellung von Nahrungsmitteln Rohstoffe und Energie verbraucht und darum CO2 ausstößt. Der Transport der Lebensmittel trägt ebenfalls zu deren CO2-Bilanz bei und raubt ihnen wertvolle Zeit. Im Umkehrschluss heißt das: Je früher (in der Wertschöpfungskette) die Lebensmittel weggeworfen werden, desto besser für das Klima. Ebenso gilt: Wer regional direkt beim Produzenten bzw. Hersteller kauft, spart CO2 und bekommt häufig, besonders im Fall von Obst und Gemüse, die frischere Ware.
Ein weiterer Aspekt, den man nicht aus den Augen lassen darf, ist die korrekte Verpackung von Nahrungsmitteln. Inzwischen sind alle so auf „Verpackung ist böse“ getrimmt, dass ein wichtiger Aspekt aus den Augen verloren wird: Eine Verpackung schützt das Lebensmittel. Im Forschungsprojekt „STOP Waste – SAVE Food“ fanden die Forschenden heraus, dass eine optimierte Verpackung die Abfallrate im Handel signifikant senken kann. Unsere Philosophie ist es, Verpackung nicht grundsätzlich zu verteufeln und stattdessen dafür zu sorgen, dass sie einfach recycelt werden kann. Lies dazu gern auch unseren Artikel „Nachhaltigkeit“.
Last but not least: Ein Einkauf ist keine Modenschau. Gerade in der Obst- und Gemüseabteilung bleiben Lebensmittel, die von der „Norm“ abweichen, gerne liegen. Doch warum sollte eine krumme Karotte anders schmecken oder eine etwas verdrückte Papierverpackung nicht mehr schützen? Greif ruhig zu, wenn du keine offensichtlichen Schäden am Lebensmittel selbst feststellen kannst, denn auch das hilft, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.